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GESCHICHTE VOM ORT & SCHLOSS BIRKHOLZ

Schloss Birkholz von der Südseite gesehen kurz vor dem Kriegsende im Mai 1945

Das Dorf Gruszów (früher Birkholz, weitere Schreibweise Birgholz) wurde vermutlich in der Zeit der großen deutschen Besiedlung gegründet, die sich von 1241 bis 1350 erstreckte. Die älteste bekannte historische Quelle stammt aus dem Jahr 1369. Erster bekannter Eigentümer war Petsche von Reichenbach, der den Gutsbesitz am 21.02.1369 seiner Ehefrau Katharina nach dem damaligen Witwenrecht übertragen hat.

 

Ende des 14. Jahrhunderts gehörte das Dorf Janke von Chotyenicz, der es 1393  an die Schweidnitzer Bürger Nickel i Franzke Tscheche verkaufte. Über die Besitzverhältnisse im folgenden Jahrhundert schweigen sich die historischen Chroniken aus - wahrscheinlich befand sich das Gut zu dieser Zeit in den Händen bürgerlicher Familien der Stadt Schweidnitz.

 

Bis 1511 war Jorge [Georg] von Czettritz der Besitzer von Gruszów, seine Grabsteinplatte ist in den Boden des Seitenaltars in der Kirche im Nachbarort Śmiałowice (Schmellwitz) eingelassen.

Im Jahr 1519 war Caspar Laßar zu Nimbke der Besitzer des Gutes Bürgholtz (damalige Schreibweise). 1550 hieß der Gutsbesitzer Ritter Christoph von Temericz, der auch das benachbarte Stäubchen (Stefanowice) besaß. Seit 1576 war das Rittergut im Besitz des Ernst von Zedlitz auf Wilkau (Wilków), der traurigen Ruhm erlangte, als er 1580 „mit seinem Tolch aus grimmigem Jachzorn“ einen Knecht „ganz unbedacht gar elendiglich erstochen“ hatte – und dafür den Freunden des Unglücklichen eine Ausgleichszahlung, gewissermaßen ein Wergeld von 200 Reichstalern reichte. Im Jahr 1594 besaß die Güter George von Seidlitz, im Jahr 1619 Hans von Schindel und danach George Christoph von Taubadel.

Der 30-jährige Krieg brachte, wie für alle Nachbardörfer, auch die Zerstörung von Gruszów. "Birkholz völlig zerstört" wird 1641 erwähnt, aber zu diesem Zeitpunkt waren bereits 4 Häuser wieder aufgebaut worden. Im Jahr 1642 fand in der Nähe von Gruszów eine der wichtigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges in Niederschlesien statt - die sogenannte "Das Gefecht von Groß Merzdorf und Stephansheim". An der Schlacht waren mehr als Zehntausend Soldaten beteiligt, und das Gebiet, in dem die Schlacht ausgetragen wurde, erstreckte sich von Gruszów über Marcinowice bis nach Szczepanów.

Radierung „Eigentliche Abbildung des Treffens so zwischen der Königlichen Schwedischen eines theils, vnd Kaiserlichen auch Chur Sächsischen anders theils den 21 Maii 1642 bey Schweinitz vorgangen”, Theatrum Europaeum 1692, S.886 22x33cm

Im Jahr 1652 sind aus den Ruinen weitere 5 Häuser auferstanden. Am 09. März 1684 wollte Herr von Schweinichen auf Elguth und Birkholtz von den Jesuiten 5000 Rheinische Gulden leihen; da sie diese Summe nicht hatten, bot er ihnen Birkholtz zum Verkauf an. Am 16. April ging Birkholtz, das den anderen Jesuitengütern benachbart lag, für 2400 Rheinische Gulden oder 2000 Taler schlesisch in den Besitz der Jesuiten über. Mit der Neuerwerbung hofften die Jesuiten ihren Grundbesitz arrondieren zu können. Der Kauf wurde jedoch vom königlichen Amt in Jauer nicht genehmigt, wahrscheinlich aus Sorge, dass das Klostergut in der Gegend nicht zu groß werden sollte.

 

Die nächsten bekannten Besitzer von Birkholz waren: 1707 Bernhard von Czettriz aus Pilzen (Boleścin), 1733 Sophie Magdalena von Bredow, geb. von Sommerfeld.

Während des Siebenjährigen Krieges erlangte Birkholz eine gewisse historische Bedeutung. Zwei Bataillone schlugen ihr Lage vor dem Dorfe auf, und Birkholz selbst wurde kurzzeitig zum Hauptquartier der österreichischen Armee. General Graf Franz Leopold von Nádasdy machte hier am 13. Oktober 1757 Station, als die Truppen unter seinem Kommando Schweidnitz belagerten, wie auf einem kolorierten Stich zu sehen ist.

Im Jahr 1778 war Birkholz im Besitz von Ernst Christian von Hohendorf (Oberst und Kommandant der Festung Schweidnitz), ein Jahr später von Charlotte Sophie Tugendteich von Hohendorf. Zu dieser Zeit hatte das Dorf ein Vorwerk, 15 Bauern, 3 Häusler und 139 Einwohner.

 

Im Jahr 1785 wird Johanne Magdalene Sophie von Stryk, geborene von Czettritz-Neuhaus, als Besitzerin des Dorfes erwähnt. In den folgenden Jahren heiratete Frau von Stryk ein weiteres Mal, den Baron Johann Albrecht von Buddenbrock. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter Beate Johanne Caroline (1768-1840), die am 05. Mai 1790 Gotthard von Dresky (1758-1832) heiratete, dem Ober-Gräditz (Grodziszcze) und Nieder-Faulbrück (Mościsko) gehörten. Nach dem Tod ihrer Mutter, erbt Beate Johanne Caroline von Dresky am 06. Dezember 1825 das Gut Birkholz. Zu dieser Zeit umfasste das Rittergut 101 Hektar Land.

Die Familie von Dresky errichtete ihren Adelssitz in Gruszów um 1830, wahrscheinlich an der Stelle eines historisch älteren Bauwerks, worauf das beim Bau zweitverwendete Mauerwerk, die ausgedehnten Fundamente des Schlosses und der vom Keller ausgehende Fluchttunnel hinweisen. Von den Nachkommen der Familie von Dresky wissen wir, dass das erste errichtete Anwesen zwischen 1832 und 1840 abbrannte, aber nach 1840 von Herman von Dresky (1806-1852) rasch wieder aufgebaut wurde. In Johann Georg Knies 1845 veröffentlichter „Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien” erscheint der Familiensitz in Birkholz bereits als "herrschaftliches Schloss". Hermann von Dresky verkaufte die von seinem Vater Gotthard geerbten Güter in Ober-Gräditz und Nieder-Faulbrück aus wirtschaftlichen Gründen.

Hermans Ehefrau Auguste von Dresky (1813-1875), geborene von Nimptsch, verfügte in ihrem Testament, dass das Rittergut in Birkholz an ihren erstgeborenen Sohn Eugen von Dresky (1831-1892) zu einem Festpreis von 80.000 Reichstalern übergehen sollte. Die Nachlassübersicht zeigt jedoch, dass Eugen von Dresky ein schweres Erbe antrat, seine Mutter Auguste hinterließ ihren Kindern ein fast bis zum Dach verschuldetes Gut. Nach dem Tod von Eugen von Dresky wurde das Gut Birkholz von seinem ältesten Sohn Hermann von Dresky (1870-1943) übernommen.

15. Oktober 1900 heiratet Hermann von Dresky die Baronin Johanna von Zedlitz und Leipe. Das Geld aus der Mitgift seiner Frau ermöglicht den Ausbau des Schlosses, der 1903 abgeschlossen wird. Das kleine Herrenhaus wurde zu einem repräsentativen Schlossbau im Stil der Neorenaissance vergrößert. Dazu wurden Dach und Zwerchhaus abgebrochen, der alte Kernbau um ein Geschoss aufgestockt. Das abschließende Mansardwalmdach wurde mit spitzbehelmten Gauben belichtet. Zudem errichtete man an beiden Längsseiten jeweils einen giebelgekrönten Risalit. Erhalten blieb außer dem alten Außenmauerwerk auch der viersäulige Portikus, auf dem nun eine Terrasse angelegt wurde, die ebenso angenehme Kurzweil versprach wie die an der östlichen Schmalseite errichtete hölzerne Veranda .

Schlesisches Tageblatt, Schweidnitzer Stadtblatt vom 10. Oktober 1903 berichtet: ”Vom Schloßbau in Birkholz. Der Umbau des herrschaftlichen Schloßgebäudes in Birkholz schreitet rüstig vorwärts und soll noch in der diesjährigen Bauzeit vollständig beendet werden. Das neue Schloß - ein wahrer Prachtbau - enthält außer 2 Salons 20 Zimmer mit allen Nebenräumen. Der Bau ist bekanntlich nach einem Entwurfe des Maurermeisters Herrn Juppe ausgeführt”.

Nach dem Tod von Herman von Dresky im Jahr 1943 wurde das Gut von seinem ersten Sohn Gotthard von Dresky (1904-1971) geerbt, der als gelernter Landwirt bis zur Vertreibung die Gutsverwaltung selbst übernahm.

Das Schloss in Birkholz befand sich auf der so genannten Grundmann-Liste, einer Liste von Verstecken, die der damalige niederschlesische Provinzialkonservator Günther Grundmann gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aufstellte, um wichtigste beweglichen Denkmäler und Kunstgüter vor allem aus Breslau unterzubringen. Es handelte sich hierbei Museumssammlungen, kirchliche Einrichtungen, aber auch private Sammlungen. Die Verstecke befanden sich hauptsächlich in niederschlesischen Schlössern. Die Nazis fürchteten Luftangriffe bzw. kommende Kriegshandlungen und sammelten daher auf Anweisung der Behörden in Berlin Informationen über Kunstwerke und Kulturgüter, die für staatliche Einrichtungen gesichert werden sollten.

Der Kunsthistoriker Grundmann richtete ca. 80 Depots ein, damit die Kunst- und Kulturgüter verstreut werden konnten und im schlimmsten Fall zumindest ein Teil davon die Kriegszeit überdauert. Am 2. Mai 1944 wurden 100 Kisten mit den "wertvollen Drucken" der Stadtbibliothek Breslau nach Gruszów gebracht. Die Bestände wurden in zwei Räumen im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht. Aus einem offiziellen Vermerk von Prof. Hippe (damaliger Direktor der Stadtbibliothek Breslau) erfahren wir, dass am 02. Juli 1944 weitere 38 Kisten mit "wertvollen Bänden" in das Schloss Birkholz transportiert wurden.

 

Bis 1945 trug das Dorf den Namen Birkholz. Laut der Publikation "Geographische Namen Schlesiens" ist der heutige polnische Name eine Possessivbezeichnung aus dem schlesischen Familiennamen Grusza oder eine topographische Bezeichnung aus dem Wort "Birne". Interessant ist, dass das Dorf unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Gruszewo benannt wurde. Auch heute noch verwenden viele Einwohner diesen alten Namen, wenn sie zum Beispiel sagen: "Ich gehe nach Gruszewo", "Ich wohne in Gruszewo". Das heutige Gruszów erhielt seinen Namen am 9. Dezember 1947 auf der Grundlage eines „Erlasses der Minister für öffentliche Verwaltung und für die wiedergewonnenen Gebiete”.

"Die Kinder im Schloss Gruszów fühlen sich pudelwohl". - erfahren wir aus einer Zeitung aus dem Jahr 1946. Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Schloss Gruszów zu einem Urlaubsziel. Die ersten Urlauber waren kleine "Kolonisten". Damals wurden das Schloss und das dazugehörige Land (130 Hektar) von der Gewerkschaft der Polnischen Lehrer (ZNP) verwaltet, die hier 1946 die ersten Sommerlager für vierzig Kinder aus Arbeiterfamilien (hauptsächlich aus der Zähl- und Uhrenfabrik und der Gewerkschaft der Steinbrüche) organisierte. Das Koloniezentrum wurde damals von der Arbeitergesellschaft der Kinderfreunde (RTPD) betrieben, einer sozialistischen Kinderbetreuungsorganisation, die bis 1949 unter diesem Namen tätig war.

Aus einer Notiz der ZNP-Versammlung vom 24. Oktober 1945 erfahren wir: "Der Vorstand hat beim Landamt einen Antrag auf ein Gut [...] gestellt, das 130 Hektar Land und ein ziemlich geräumiges Schloss umfasst [...] Das größte Problem bei der Entwicklung des Gutes ist der Mangel an Getreide zum Säen. Die Verwaltung wird alles tun, um Getreide zu beschaffen. Zu diesem Zweck hat sie Kontakt mit den Verwaltungsbehörden und dem sowjetischen Militärkommando aufgenommen".

 

Nach 1945 war das Schloss im Besitz des Staatlichen Bodenfonds. Eigentümer des Gutes Gruszów war bis zu seiner Auflösung das Staatskombinat der Landwirtschaftsbetriebe Świdnica. Nach dem Krieg wurden die Wirtschaftsgebäude von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft genutzt. In den 1970er Jahren war der Schlossbau bewohnt, hier fanden Versammlungen, Feste und Hochzeiten statt. Viele Jahre lang befand sich im Erdgeschoss des Gebäudes sogar ein Lebensmittelladen.

 

Durch den Beschluss des Landesdenkmalpflegers vom 08. November 1980 wurden sowohl das Schloss als auch der angrenzende Park in die Denkmalschutzliste eingetragen. Darüber hinaus sind u.a. der evangelische Friedhof, das Schlossnebengebäude/Verwaltungsgebäude im Schlosskomplex (Nr. 10) sowie Wohnhäuser und Nebengebäude im Komplex (Nr. 22) in die Denkmalkartei aufgenommen worden.

 

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren wurde es von den damaligen Behörden der Woiwodschaft Wałbrzych als Entschädigung für im Osten zurückgelassenes Eigentum an einen privaten Inhaber übergeben.

 

Eine Investorin aus Belgien wurde die nächste Besitzerin vom Schloss. In dieser Zeit wurden einige Arbeiten durchgeführt, um das Gebäude vor weiterem Verfall zu schützen, das Dach wurde abgedichtet und teilweise neu verlegt. Dank dieser Maßnahmen und aktiver Beaufsichtigung überlebte das Gebäude bis zum Jahr 2006, als es von den jetzigen Eigentümern gekauft wurde.

Pałac Gruszów / Schloss Birkholz vor der Renovierung im Jahr 2006
Pałac Gruszów / Schloss Birkholz vor der Renovierung im Jahr 2006
Pałac Gruszów / Schloss Birkholz vor der Renovierung im Jahr 2006

Die Arbeiten begannen sofort, als erstes wurde das Gelände und das Gebäude aufgeräumt. Nachdem die entsprechenden Bau- und Denkmalschutzgenehmigungen eingeholt worden waren, wurden in der ersten Phase der Renovierung das Dach neu gedeckt, die Fenster ersetzt und ein Mauerzaun errichtet. Nach diesen für den Erhalt des Geländes und des Gebäudes wichtigsten Arbeiten begann die jahrelange Schlossrestaurierung. Hierbei wurde die wandfeste historische Ausstattung, wie Wand- und Deckenvertäfelungen, Stuckdecken, mehrere historistische Kachelöfen sowie das großzügige Treppenhaus und die eiserne, einst von den Dienstboten genutzte Wendeltreppe fach- und denkmalgerecht restauriert. Selbst der Raumeindruck des späten 19. Jahrhunderts konnte rekonstruiert werden, so dass mit den Antiquitäten und der darauf abgestimmten neuen Stilmöblierung ein außergewöhnliches Ambiente geschaffen wurde.

 

In seinem Grundriss stellt das Schloss ein Rechteck dar, es ist gemauert, verputzt und unterkellert. Die Anlage hat zwei Trakte und zwei Stockwerke, die durch ein profiliertes Gesims voneinander getrennt sind, sie hat ein flaches Kranz- und Traufgesims sowie ein Mansardendach mit Lukarnen. Der Haupteingang, auf der dem Park zugewandten Seite, zeichnet sich durch ein prächtiges Portal aus, das auf vier dorischen Säulen ruht, die den Söller tragen. Das gesamte Gebäude weist aus baulicher Sicht einen einheitlichen Charakter auf, der den Bauarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts zuzuschreiben ist. 

Dieses Foto haben wir freundlicherweise von der Familie von Dresky erhalten, den früheren Eigentümern von Schloss Birkholz - Palac Gruszów. Blick auf das Schloss von der Nordseite vermutlich in den 40ger Jahren des 20 Jhd.
Schloss Birkholz - Pałac Gruszów Südseite 40er Jahre des 20. Jhd.
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